Sonntag, 12. Januar 2014

Dachfenster - keine Linien

Gestern wollte ich mal Dachfenster üben. Ich wohne in einer wunderschönen Stadt in einem malerischen Quartier, das richtig Lust macht zum Zeichnen. Aber die vielen grossen Häuser mit so vielen Fenstern und Winkeln sind sehr anstrengend und zeitaufwändig zum zeichnen. Also könnte ich mal mit kleinen Teilen beginnen. Z.B. Dachfenster.

Gross genug, dass alle Linien Platz haben. Die ersten Fenster waren sehr anstrengend und vermurkst, weil ich versuchte alle Kanten, die ich ahnte, zu zeichnen. Ich wusste, sie sind da, sah sie aber nicht so genau. Das machte das Schauen sehr anstrengend und die Zeichnung ungenau. Auch ein dickerer Stift half nicht. Auch dicke Linien müssen stimmen...
... bis mir aufging: wir sehen ja Flächen, nicht Linien. Auch die Linien, die ich sehe, sind kleine Flächen. Wenn ich Linien zeichne, die ich nicht wirklich sehe, zeichne ich aus den Denken statt aus dem Sehen. Bräuchte hier vertiefte Dachdeckerkenntnisse. Linien sind Grenzen zwischen verschiedenen Flächen. Wenn sie nicht sichtbar sind (wie die Kanten zwischen den Ziegeln), brauche ich sie hier nicht zu zeichnen. Dann kann ich wieder entspannt zeichnen, was ich sehe.
 
Damit wurde das Zeichnen wieder leicht. Wahrnehmen, was ich sehe - Flächen, Ränder - und das zeichnen. In mir wahrnehmen, was ich nicht sehe, nicht weiss und gern sähe, und das einfach lassen. Hier ist wieder ein Punkt, wo ich zu einer reineren, unvoreingenommenen Wahrnehmung wechseln kann. Und die Lust am zeichnen ist wieder da (Ich kann sogar die Augen etwas zukneifen, um die Flächen noch einfacher zu sehen).
Im Alltag geht es mir auch oft so: sobald ich einfach sein lassen kann, was ist, auch wenn es unangenehm ist, aufhöre, gegen das Sosein zu kämpfen, kommt Frieden und  Liebe zum Sein - oder so.



 
There are no lines out there. Lines are borders in my head and on the paper. When I recognise, that I want to see and draw more than my eyes can see, I can change from a thinking-mode to an awareness-mode. Draw only what I see. And drawing becomes easy and joyful again.

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