Samstag, 29. Juni 2013

Zen und Farbenlust

If you would like to read this in english, please tell me.

Vor vielen Jahren las ich das Buch "Zen in der Kunst des Sehens" von Frederick Franck. Er hatte Worte für das, was ich beim Zeichnen empfand: Wie sich die Wahrnehmung beim Zeichnen verändert. Die Intimität der Begegnung zwischen Seher/Zeichner und Gesehenem/Gezeichnetem. Das feine Wechselspiel zwischen dem Sehen und dabei fühlen, der Linie auf dem Blatt, diesem Gewahrsein, wie ich da bin. Seinsfühlung. Das Sosein berühren - in den 10 000 Dingen des Alltags. Ich dachte, wow, das ist das Buch, das ich schreiben wollte! Viel besser formuliert, und fundierter, als ich es je schreiben könnte.  Dieses Zen des Sehens hat mich nie ganz losgelassen. In der Überfülle an Inspiration aus den neuen Buch, täglich neuen Blogs und meinen vielen Ideen frage ich mich immer wieder, wie ich das "Zen" erhalten kann. Und wie ich dabei meine Farbenlust ausleben kann.

Heute auf dem Veloweg zwischen Münsingen und Rubigen sah ich es: Die grossen, ruhigen, farbigen Flächen. Sie sind da: die Wiesen und Felder, der Himmel mit Wolken, aber auch einfarbige Stücke von Hauswänden, Strassen, Eisenbahnwagen, ... . Ich sehe sie meist nicht, weil das Auge auf die vielen Dinge zielt. Dabei gibt es überall so leuchtend grüne, gelbe oder graue Farbräume, die das Auge erfreuen und die Seele jubeln und aufatmen und mitschwingen lassen. Eine kleine Veränderung in der Wahrnehmung  vom "Vielen" auf den "Raum", und das "Zen" ist in Farbe da! Ich bin gespannt, ob es da LeserInnen gibt,  die sich auch mit solchen Dingen befassen. Für mich schwingt in diesem Sehen auch etwas vom "einen Geschmack", von der "Stille hinter allem Lärm", mit - voller Farbenlust!

Diese Bilder existieren erst in meinem Bewusstsein. Dafür habe ich viele Worte nach Hause gebracht. Für heute teile ich eine (einfarbige) Zeichnung, die vor einem Monat als  Einstimmung auf "Zen in der Kunst des Sehens" entstanden ist:

 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen